Daniel Wisser liest aus „Königin der Berge“

Wissers Roman zählt zum Gelungensten und Berührendsten, das in den vergangenen Jahren über Krankheit und Tod, Lieben und Leiden geschrieben wurde. - Wolfgang Huber-Lang (APA)

Robert Turin, Mitte vierzig, will in der Schweiz sterben, denn dort könnte er selbst bestimmen, wann es so weit ist. Die Diagnose: Multiple Sklerose. Während sich sein Zustand verschlechtert, beschließt er, seinem Leben ein Ende zu setzen, bevor es zu spät ist. Doch so einfach ist das nicht: Herzzerreißend komisch erzählt Daniel Wisser in seinem Roman "Königin der Berge" (Jung und Jung 2018) von den letzten Dingen – und den vorletzten und vorvorletzten, vom Leben in seiner schrecklichen Schönheit und der Unmöglichkeit zu sagen, wann man es gut sein lassen kann.

Daniel Wisser wurde 1971 in Klagenfurt geboren und lebt als Schriftsteller, literarischer Performer und Musiker des „Ersten Wiener Heimorgelorchesters“ in Wien. 2018 wurde er für „Königin der Berge“ mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet.

„Königin der Berge ist der poetische Titel von Daniel Wissers Roman, doch für Herrn Turin ist das nur der Codename für seine Krankheit: Multiple Sklerose. Er ist im Pflegeheim, seit Jahren an den Rollstuhl gefesselt und sehnt sich nach Sterbehilfe. Doch so einfach ist es nicht, das Leben hat immer noch etwas zu bieten. Robert Turin ist reflektiert und zynisch, erfindet originelle Gedankenspiele, fantasiert Dialoge mit seinem toten Kater und konsumiert reichlich Alkohol. Zugleich scheint er ein ziemliches Ekel zu sein. Daniel Wisser lässt seine Figur reden und leuchtet dabei ihre Abgründe aus. Mit erzähltechnischer Raffinesse und eminenter Vitalität hat das Buch die Jury vollkommen überzeugt. In der Gratwanderung zwischen todtraurigem Thema und fulminantem Sprachwitz wird es hinter dem Rücken der Figur zu einem Plädoyer für das Leben.“

http://oesterreichischer-buchpreis.at/jurybegruendungen-preistraeger-2018/
Jurybegründung Österreichischer Buchpreis (Bernhard Fetz, Konstanze Fliedl, Jens Jessen, Evelyne Polt-Heinzl, Bettina Wagner)